Menü Schließen

Die Feier des siebenten Tages

Teilansicht der Zehn Gebote in der Lutherbibel von 1545 (Faksimile)

Mit dem Jubiläum „1700 Jahre Sonntagsgesetz“, das am 2. März begangen wurde, ist die Ruhe am siebenten Wochentag wieder etwas mehr in das Blickfeld geraten. Dabei geht der Auftrag zum Ruhen am siebenten Tag nicht, wie das Jubiläum möglicherweise für manche suggeriert, auf den römischen Kaiser Konstantin zurück, sondern auf das Alte Testament. Hier finden sich im 1. Buch Mose (Genesis) zum ersten Mal in der Geschichte konkrete Hinweise auf einen Wochenrhythmus aus sieben Tagen, und zwar sowohl in der Schöpfungsgeschichte als auch in den Zehn Geboten. Das nach biblischer Zählung vierte Gebot ( 2. Mose 20) lädt ein, des Sabbattages „zu gedenken“, und bringt von Anfang an eine starke soziale Komponente ein: auch Knechte, Mägde und sogar das Vieh sollen ruhen, auch Ausländer sind in die Ruhe einbezogen. Sensationell für die damalige Zeit!

Für die Apostel war die Feier des Sonntags fremd, sie hielten, wie im Neuen Testament mehrfach belegt, den Sabbat, wie Jesus auch.

Der Siebenten-Tags-Sabbat (zu deutsch: Ruhe) ist nicht astronomisch begründbar, denn es gibt keinen Zyklus von Sonne oder Mond, der auf einen Sieben-Tage-Rhythmus hindeuten würde. Medizinisch ist hingegen vielfach belegt, dass der Mensch mit einem Rhythmus von sechs Tagen Arbeit und einem Tag Ruhe bestens bedient ist. Alle Versuche, wie etwa im revolutionären Frankreich mit einer Dekade statt einer sieben-Tage-Woche oder mit dem Revolutionskalender in der frühen Sowjetunion, schlugen letztlich fehl.

Die beiden Sonntagsgesetze, die Kaiser Konstantin 321 erließ, haben insofern Bedeutung, als sie per staatlicher Anordnung eine Entwicklung festschrieben, die schon im 2. Jahrhundert nach Christus begonnen hatte, nämlich dass manche Christen anfingen, statt des Sabbats als siebenten Wochentag (den sie mit den Juden gemeinsam hatten) den achten bzw. ersten Wochentag für Gottesdienste zu nutzen. Einer der Gründe für das (teilweise) Umschwenken von Christen vom Sabbat zum Sonntag war schlichtweg antijüdisch (längere Zeit wurden beide Tage begangen). Man wollte deutlich machen, dass man mit den Juden „nichts zu tun hatte“. Das hing aus rein praktischen Gründen u.a. damit zusammen, dass der römische Staat wegen schlechter Erfahrungen mit den damaligen Juden diesen die Privilegien strich und die Christen in gesellschaftlich angespannter Lage nicht mit den Juden „in einen Topf“ geworfen werden wollten.

Historisch und theologisch gesehen ist der flotte Spruch, dass es ohne Sonntage nur noch Werktage gäbe, nicht korrekt, denn es gibt ja schließlich noch den Sabbat. Die kalendermäßige bzw. optische Umstellung vom Sabbat auf den Sonntag als (augenscheinlich) siebenten Tag erfolgte in Deutschland im Jahre 1976. Bis dahin war der Samstag (Sonnabend) in den Kalendern als siebenter Tag ausgewiesen. Dass hier eine Diskrepanz vorliegt, lässt sich im Deutschen schlicht daran erkennen, dass beim Sonntag als siebtem Tag der „Mitt-Woch“ nicht mehr in der Mitte ist.

Für mehr historische Details siehe diesen Artikel, der auf der Grundlage eines Zeitschriftenbeitrags von Kirchenhistoriker Dr. Johannes Hartlapp beruht.