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Ziel erreicht?

Da stehen erwachsene Männer auf einer beleuchteten Wiese. Die meisten – wenn nicht alle – sind mehrfache, oft sogar vielfache Millionäre. Sie weinen. Sie winken. Sie sind Weltmeister geworden. Und damit am Ziel ihrer Träume. Dafür haben sie gelebt, trainiert, gelitten, gekämpft. Nun ist das Ziel erreicht. Ruhm, Ehre, noch mehr Geld, begeisterte Fans. In einigen Jahren wird man ihre Namen in irgendwelchen Sportlerlisten finden. Und dennoch werden sie, wenn sich die Welt eine Generation weitergedreht hat, mehr oder weniger der Vergessenheit anheim fallen, abgesehen von einigen Fans und Sportreportern, die ihre Namen noch gegenwärtig haben. Ist dieses große Ziel so kurzlebig?

Wann hat ein Mensch das Ziel seines Lebens erreicht? Ich erinnere mich an einen Film, in dem eine Hauptfigur, gespielt von Mario Adorf, sagte: „Wer am meisten hat, wenn er stirbt, hat gewonnen.“ Was für ein Sieg! Als Lebensziel kann er keinesfalls dienen. Das Ziel des Lebens muss mehr Bedeutung haben, mehr Gewicht als ein Bankkonto oder ein Name, den zumindest vorübergehend fast jeder kennt.

Interessanterweise griffen die deutschen Kommentatoren des Endspiels der 2022-Fußball-Weltmeisterschaft immer wieder zu religiösen Formulierungen, um die Bedeutung der „Helden“ zu unterstreichen: „Fußball-Himmel, Fußball-Gott, Verehrung, Opferbereitschaft, kurz vor der Seligsprechung“ waren einige dieser Begriffe. Ja, die Menschen suchen nach etwas Größerem als sie selbst. Das Lebensziel besteht darin, eine höhere Dimension zu erreichen, eigentlich eine Dimension, die die rein menschliche Ebene übersteigt.

Es gibt Menschen, die wirklich Großes geleistet haben – zum Wohle anderer Menschen. Sie haben Frieden geschaffen, wo es aussichtslos schien. Sie haben Hilfe gebracht, wo es Hoffnungslosigkeit gab. Sie haben ernährt, getröstet, ermutig, gespendet, geopfert, und das oft, ohne dass jemand auch nur Notiz zu nehmen schien. An ihrem Bankkonto hat man all das in der Regel nicht gemerkt. Und doch sind sie dem Ziel des Lebens viel näher gekommen als mancher schwerreiche Millionär. Nichts gegen Millionen! Nur: Als Ziel eignen sie sich nicht. Was dann?

Vor rund 2000 Jahren sagte ein gelehrter Mann: „Er hat gewollt, dass die Menschen ihn [Gott] suchen, damit sie ihn vielleicht ertasten und finden könnten. Denn er ist ja jedem von uns ganz nahe.“ (Paulus) Ich behaupte, dass diese Suche in uns Menschen eingepflanzt ist. Wir verwechseln sie manchmal mit anderen Dingen, aber im Grunde geht es immer nur um dieses: Ihn zu finden und bei ihm anzukommen. Erst dann finden wir Ruhe, diese Gefühl, wirklich angekommen zu sein.